Zwischen letzter Saisonabschluss- und erster Adventsfahrt ist für die im VPR organisierten Paketer die Zeit, eine besondere Reisesaison Revue passieren zu lassen. Neben dem Rückblick auf viele außergewöhnliche Ereignisse, nervenaufreibende Notrufe und unerwartete Herausforderungen gibt es ein Fazit, das alle ordentlichen VPR-Mitglieder und viele Busunternehmer und Reiseveranstalter eint: Gerade in Zeiten, wo jeden Tag alles passieren kann, sind starke Partnerschaften unerlässlich und oftmals der Rettungsanker, wenn nichts mehr nach Plan läuft.
Wenn einer eine Reise tut (oder organisiert) dann kann er was erleben. Im Jahr 2022, dem ersten Jahr, in dem nach 2-jähriger Pandemie-Ruhe und einer längeren Anlaufzeit im Frühjahr erstmals internationale Reisen ohne größere Einschränkungen möglich waren, trifft dies besonders zu. Das Jahr war geprägt von Personalmangel auf allen Seiten (ob in Hotels, bei Busfahrern oder z.B. erkrankten Reiseleitern), geschlossenen Hotels, Streichungen von Fährverbindungen, gestiegenen Preisen und kurzfristigen Buchungen der Reisegäste. Für Paketer wie auch für Busunternehmer ergaben sich immer wieder Situationen, in denen Flexibilität, gute Zusammenarbeit und schnelle Reaktion gefordert waren – und in den meisten Fällen zu einem für alle Beteiligten guten und positiven Reise-Abschluss führten. Bernd Schwinge von Tour Partner Group schlussfolgert daher treffend: „Durch Flexibilität und kundenorientiertes Handeln konnte zwar nicht immer Plan A umgesetzt werden, aber immerhin ein guter und zufriedenstellender Plan B.“
Im Nachfolgenden ein paar Beispiele der besonderen Situationen, von denen die VPR Mitglieder dem Präsidium und der Geschäftsstelle berichten konnten:
Bei Tour Partner Group sind in Irland im Frühjahr annähernd die Hälfte der gebuchten Hotelkontingente kurzfristig aufgrund der Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen weggefallen. Für alle Gruppen konnten vergleichbare oder bessere Alternativhotels ohne Aufpreis für den Busunternehmer gefunden werden. Covid-bedingte Ausfälle von Reiseleitern und Busfahrern mussten kurzfristig ersetzt werden und Zubuchungen von „Last-Minute-Buchenden“ wurden bis kurz vor Anreise der Gruppe ohne Bearbeitungsgebühr ermöglicht, damit Kunden ihre Reise länger bewerben konnten. Ein wichtiges Thema, nämlich kurzfristige Preiserhöhungen aufgrund der höheren Treibstoffkosten bei Fähren und Bussen, wurden nicht an die Kunden weitergegeben.
Appina Travel berichtet von einem spannenden und intensiven Jahr mit vielen auch sehr positiven Überraschungen. Eine davon war die sehr kurzfristige Organisation einer Incentive-Reise an den Gardasee. Die Gruppe, die normalerweise Incentives nach Dubai veranstaltet, fragte 4 Wochen vor Reisedatum ein umfangreiches, herausragendes Programm für 50 Personen, u.a. mit exklusiver Schifffahrt, einem Galadinner als Degustationsmenü, Transport zu einer exklusiven Location mit Wassertaxis und einer Segelbootfahrt an. Sogar der Präsident des italienischen Seglerverbandes wurde bemüht, um alle Wünsche der Gäste in ein perfektes Incentive umsetzen zu können.
Behringer Touristik war während der Reisesaison mit den verschiedensten Herausforderungen konfrontiert. So hat es das Team dank guter Kontakte zu Fähre und Hafenmanager geschafft, eine Gruppe, die aufgrund eines Busdefekts nach nervenaufreibendem Taxi-Transfer zum Hafen 30 Minuten zu spät zum geschlossenen Check-In in Hull kam, auf die Fähre und den sicheren Heimweg zu bringen. Corona-bedingte Reiseleiter-Ausfälle konnten durch ein gutes Netzwerk unbemerkt auch bei umfangreichen Besichtigungsprogrammen ersetzt werden und über Kontingent gebuchte „Überraschungsgäste“ noch mitten in der Nacht untergebracht werden.
Frankenland Travel Group konnte durch faire Lösungen Garantieübernahmen „wegverhandeln“, teilen oder selbst übernehmen und Events ermöglichen, die ohne die gebündelte Power mehrerer Veranstalter über den Paketer nicht hätten stattfinden können. Darüber hinaus kam es zu mehreren Situationen, in denen die Expertise und guten Kontakte dazu führten, dass Kunden günstige Dienstleister-Alternativen angeboten werden konnten, wenn bewährte Partner der Busunternehmer nach der Pandemie die Preise stark erhöht hatten.
Salzkammergut Touristik berichtet von einem „Erlebnis-Sommer“, in dem z.B. ein Hotel kurz vor Reisetermin von Halbpension auf Ü/F und wenige Tage vor Anreise wegen Personalmangel auf nur Übernachtung umstellen musste. So wurde im ersten Schritt die ganze Gruppe für die Abendessen auf Restaurants, und im zweiten Schritt für die komplette Reise in ein anderes Hotel umgebucht. Mehrkosten und Mehraufwand wurden vom Paketer übernommen. Auch kam es vor, dass Gruppen aufgrund von Stornierungen immer kleiner wurden, sodass Preise eigentlich nicht mehr haltbar waren. Hier konnte Salzkammergut Touristik ebenfalls sowohl das umfangreiche Programm zur Durchführbarkeit bringen als auch die Mehrkosten selbst tragen.
Von übernommenen Preissteigerungen berichten viele Paketer, darunter auch World Wide Gruppenreisen. Erhöhte Beschaffungskosten und der teurere Dollarkurs führten zu erheblichen Mehrkosten, die 2022 vom Paketer übernommen wurden. So konnten alle Kunden zufriedenstellend bedient werden.